Meisterwerk

Lesestoff aus dem Weingut rebstoff

Februar 2025

von Dr. Wolfgang Gerner

Ein Knacken, hell, kurz, mehr nicht. Und es besteht kein Zweifel daran, dass ich gerade keinen Zweig einer Rebe geschnitten habe, sondern … Der 09.02.2024 beginnt wie jeder normale Freitag: Einem leckeren Kaffee und einer großen Tasse Kräutertee. Gefolgt von Bürokram, emails beantworten und Sachen richten. Z.B. für den Kochabend in Schwäbisch Gmünd, es ist ja der zweite Freitag im Monat. Aber bevor es soweit ist, geht’s in den Weinberg. Februar ist die hohe Zeit des Winterschnitts und am Anfang des Monats ist im Zuckerle noch nicht allzu viel erledigt. Grundsätzlich ist das Schneiden eine lösbare Aufgabe. Unverzichtbar ist jedoch eine elektrische Schere, welche dickes Holz genauso zuverlässig auf einmal durchtrennt, wie eine Hand voll dünne Zweige. Dazu gerne etwas podcast auf die Ohren – Weinbergsarbeit als Meditation hin oder her.

Alles erprobt und durchkomponiert – bis es um 13:15 Uhr knackt. Ich schaue auf meine linke Hand und fürchte, dass ich gerade meinen Finger erwischt haben könnte. Ziehe den Handschuh kurz zurück … es blutet ziemlich. Ziehe den Handschuh wieder an. Fluche laut. Denke nach. Wähle 112. „Ja, Gerner hier, ich habe mich mit der Rebschere verletzt … Nein, ich bin alleine … Ja, ich warte unten an der Hofener Straße.“ Der Rettungswagen kommt knapp 15 Minuten später. Bringt mich ins Marienhospital, wo gefühlt alle Zeit der Welt besteht, mich zu untersuchen, aufzuklären und, endlich, gegen 17:30 Uhr in den OP zu schieben. Eine Ärztin in chirurgengrün kommt auf mich zu, ich sehe nur dunkle, sympathische Augen hinter der OP-Maske, mit sanftem Akzent in der Stimme. Bayrisch vielleicht? Sie versuche das Fingerglied wieder anzunähen erklärt sie, aber das sei schwierig, die Gefäße halt.

Während sich Frau Dr. L., sie ist Oberärztin in der Handchirurgie und Frau M., Assistenzärztin an meinen Finger machen, starre ich auf die Uhr. Mehr gibt’s nicht zu tun. Ich bekomme den typischen OP-talk mit, wer, wann, was, wo. Das Klacken des OP-Mikroskops, unter dem die Ärztin die Anastomosen der Gefäße und Nerven herstellt. Und nach endlosen 3 Stunden ist der Finger wieder dran. Ich bin für einige Tage in der Überwachung während derer die Operateurin ab und zu herein schaut, die Durchblutung prüft und Erwartungen dämpft. Alle anderen winken ab: „Das schaut doch super aus!“ Ich entlasse mich am folgenden Samstag. Liege eine Woche zuhause auf dem Sofa. Fange wieder an zu arbeiten. Ein Jahr nach dem Unfall ist nur noch wenig zu sehen von der Geschichte, es kribbelt halt, wenn ich die Fingerbeere berühre. Und so bin Frau Dr. L. zutiefst dankbar, wie sie mit unendlicher Geduld und Sorgfalt meinen Finger wiederhergestellt hat. Bescheiden und unaufgeregt.

Und unfassbar gut.

r e b s t o f f w e i n b a u
dr. wolfgang gerner
viergiebelweg 26, 70192 stuttgart
0151.12101831
rebstoff: wein und sekt
aus steilen stuttgarter lagen –
kostbar und köstlich.
rebstoff.



WEINGUT rebstoff

Dr. Wolfgang Gerner
Viergiebelweg 26
70192 Stuttgart

Telefon: 0151.12101831
Mail: dr.w.gerner@t-online.de

Internet: www.rebstoff.info

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