Jahrgangspräsentation VDP.Württemberg: Eine Nachlese

Traditionelle Jahrgangspräsentation in der Alte Reithalle in Stuttgart für Fachbesucher und Privatkunden

von Florian Bechtold und Kai Wunner

Die Mitgliedsbetriebe des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Region Württemberg e. V. haben auch in diesem Jahr wieder Fachbesucher und Privatkunden zur traditionellen Jahrgangspräsentation in die Alte Reithalle nach Stuttgart eingeladen..

Die grundsätzliche Einschätzung des VDP zum aktuellen Jahrgang Württemberg ist vielversprechend.

Der Jahrgang brachte geringere Erträge, aber hervorragende Aromen und eine angenehme Frische, insbesondere beim Riesling. Auch die Rotweine profitierten von den kühlen Bedingungen, die ihnen eine ansprechende Säure verliehen. Insgesamt war es ein anstrengender, aber aromatisch vielversprechender Herbst..

Quelle VDP

Mit entsprechender Erwartungshaltung ging es zur Präsentation, die sich wieder in den schönen Räumlichkeiten der Alten Reithalle von ihrer schönsten Seite zeigte. Wie jedes Jahr waren Gäste aus anderen Regionen geladen, in diesem Jahr waren es Betriebe aus VDP.Sachsen/Saale-Unstrut und vom VDP.Mittelrhein.

Diese Jahr haben wir das Glück, mit Florian Bechtold einen Gastautor gefunden zu haben, der ein paar der Weingüter genauer unter die Lupe genommen hat. Seine Auswahl war vorab nicht abgesprochen und beansprucht in keinster Weise Vollständigkeit.

Jahrgangsbesprechung von Florian Bechtold

Die Weine werden insgesamt filigraner, leichter vielleicht sogar anmutender und behalten dennoch einen Hauch rustikalen Charme. Insgesamt geht es für Württemberg stetig vorwärts in der Wahrnehmung aber noch mehr in der Qualität, die hier produziert wird. Das führt zu einem sehr angenehmen Preis-Genuss-Verhältnis. Klar ist, dass die Preise aufgrund von Kosten und anhaltender Inflation steigen, die Winzer vollführen hier geradezu einen Hochseilakt, um auch den Verbrauchern gerecht zu werden. Dennoch gibt es wahre Schnäppchen im nationalen und internationalen Vergleich, wenn man nach Württemberg schaut.

Besonders ins Auge gesprungen sind mir in diesem Zusammenhang folgende Weingüter und Weine:

Aldinger

Gips Marienglas Spätburgunder 2022, ein perfektes Beispiel für moderne Pinotstilistik. In wundervoll balancierter Spannung zwischen Leichtigkeit, Trinkfluss, feiner Reduktion, viel getragener Etherik, leichten röst- und Holznoten mit herausragend feinem Tannin.
Ebenso eine Bank ist immer der Lämmler Riesling, hier aus dem Jahr 2023, feine Reduktion, leichter Schmelz, viel Etherik mit hintergründiger Frucht, verspricht dieser Wein viel Trinkfreude in ein paar Jahren.

Beurer

Mit einem sagenhaft gereiften 2016er Stettener Kieselsandstein Riesling (zum Vergleich gab es den aktuellen aus 2022). Grundsätzlich sollte man sich angewöhnen, Ortsweine eine Weile liegen zu lassen. Hier hat man damit ins Schwarze getroffen, neben immer noch viel Frische, sind die etherischen Noten leicht angetrocknet, fermentiert, erinnern damit an hervorragenden grünen Tee, getrocknete Blüten und saftige Frucht. Ebenso schön aber noch blutjung und mit mehr Tiefgang der Pulvermächer Riesling 2022. Ihr Mönchsberg Schalksberg Lemberger 2021 GG überzeugt jedes Jahr. Diesmal ausladender, hedonistische dunkle Kirsche, viel Würze, dabei kühl und mit Trinkfluss regender, leichter Ruppigkeit gibt’s viel Spaß.

Dautel

Überzeug wieder einmal mit seinen Burgunderrebsorten, ganz vorn der Chardonnay aus dem Bönigheimer Sonnenberg 2022. Breiter Fruchtanklang, trifft Feinheit und Zurückhaltung. Leicht salzig mit ziselierter Struktur. Leise aber etwas für den langen Abend.

Karl Haidle

Also Moritz! Trumpft mit seinen Lembergern auf. Der Stettener Ortswein 2022 mit kompakter Frucht, idyllischer feiner Würze lädt zum Zechen ein. Der Stettener Häder 2022 eröffnet dann das Spiel des Terroirs. Bei Haidle immer etwas dunkel rauchig, mit einer Kopfnote aus feinster Floralität. Packend mit saftigem Tannin. Der krönende Abschluss das 2022 Berge GG, nochmal eine Spur präziser, klarer. Satte Sauerkirsche animiert definitiv zum Jungtrinken, das wird aber mal ein „Tier“. Geschliffen feinkörniges Tannin mit frisch-grünlichen Noten zieht den Wein in wahren Trinkfluss.

Rainer Schnaitmann

Hat groß aufgefahren. Los gings mit herrlich trinkigen Schaumweinen. Der Evoé Rosé brut nature 2021 wird wohl aufgrund seiner Kargheit mit zugleich so frischen Zitrusnoten, eingefangen von Mineralik und einem Hauch dunkler Würze mit saftigen Johannisbeeren ein Straßenfeger, nicht nur fürs Frühjahr. Der Lämmler Lemberger GG 2022 überzeugt mit Finesse, seinem hohen Trinkfluss durch sein Ganztraubenanteile, geschliffen und rustikal-würzig-etherisch in perfekter Balance. Über allem thronen dunkle Früchte. Das Highlight aus 2022 ganz klar die Spätburgunder. Simonroth mit mehr Kraft, etwas mehr offenkundigere Würze aus leichtem Pfeffer, und viel frischer Etherik. Der Lämmler GG ein Meditationswein. Satte aber präzise Rotkirsche, dein Hauch Thymian, Kopfnote deutlich floral, anmutend, animierend, mit Säurezug der wunderbar vom Extrakt gepuffert wird. Feinstes Tannin, große Länge.

Wöhrwag

Bietet mit dem Galgenberg Riesling GG 2022 nun einen Wein mit längerem Lager auf der Feinhefe. Stabiler, in sich verschlossener zwar, mit ein wenig Luft kommt hier dennoch schon einiges. Hiermit dürfte eine Reife über 10 Jahre hinaus möglich sein. Weingutstypisch, die kräftige Gelbfrucht, ein Hauch von Nussigkeit, dunkler Rauch, grobe Kräuter. Das Highlight hier der 2022er Herzogenberg Lemberger. Reife Frucht, ohne ins marmeladige abzudriften. Zwar plakativ dennoch ansprechend. Leichte Reduktion, Heu, Kieselsteine, Feuerstein. Kräftig, ohne anstrengend zu sein.

Bio :

Florian Bechtold

Bild von Florian Bechtold


VDP.Die Prädikatsweingüter

Im Verband Deutscher Prädikatsweingüter sind 200 der besten Winzerinnen und Winzer Deutschlands zusammengeschlossen. Was sie eint, ist ihr Individualismus. Was sie antreibt, ist ihr zeitloses Ideal handwerklich erzeugter, herkunftsgeprägter Weine. Unverwechselbar wie sie selbst. Und wie ihr weltweit geschätztes Markenzeichen: der VDP.Adler.

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